Digitale Welt entdecken – Karl zeigt uns, dass Lernen keine Altersgrenze kennt!
- Tatjana Nikolic
- 8. Mai
- 3 Min. Lesezeit

Immer mehr Angehörige stellen sich die Frage: Wie können wir unseren Eltern oder Großeltern helfen, die digitale Welt für sich zu erschließen – eine Welt, die auch ihnen bereichernde Perspektiven eröffnen kann? Denn Tablets, Smartphones oder Apps sind aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken – und bieten auch im Alter viele Vorteile.
Wusstet ihr schon…dass das regelmäßige Arbeiten mit Tablet-Apps, messbar die kognitive Fähigkeit verbessert?
Eine Studie der Universität Ulm (2021) zeigt, dass insbesondere das Gedächtnis und die Konzentration, durch die Nutzung von digitalen Geräten steigert. Digitale Aktivität hält nicht nur den Geist fit, sondern stärkt nachweislich auch das Selbstvertrauen.
Viele Senioren nutzen das Handy, um mit Familie und Freunden in Kontakt zu bleiben. Doch digitale Geräte können weit mehr: Sie eröffnen völlig neue Möglichkeiten, den Alltag zu bereichern und die Welt neu zu entdecken.
Heute möchte ich euch Karl vorstellen. Karl zeigt uns eindrucksvoll, dass es nie zu spät ist, Neues zu lernen – selbst im Alter von 92 Jahren!
Karl hatte den Wunsch sich ein Tablet zuzulegen und damit die große Welt von zu Hause zu erkunden. Auch hatte er gehört, dass er damit seinen Bruder in Bayern mit einer Kamera anrufen kann und er ihn über die große Entfernung nicht nur hören sondern dann auch sehen kann. Gesagt - getan! Karl bekam sein erstes Tablet im Alter von 92.
Was Senioren beim Einstieg hindert
Digitale Geräte bringen für ältere Menschen häufig Unsicherheiten mit sich: kleine Symbole, fremde Begriffe und die Sorge, versehentlich etwas falsch zu machen. Auch körperliche Einschränkungen wie eingeschränktes Sehvermögen oder motorische Schwierigkeiten können die Nutzung erschweren. So war es auch bei Karl.
Doch Karl hatte mich vor dem Kauf des Tablets gefragt, ob ich seine Lehrerin sein möchte. Er versprach ein wissbegieriger und fleißiger Schüler zu sein. So starteten wir gemeinsam unser digitales Projekt.
Sehr schnell stellten wir fest, dass die Schriftgröße geändert werden musste, damit Karl alles deutlich lesen kann. Auch merkten wir, dass wir ein Hilfsmittel brauchten, um den Touchscreen präzise nutzen zu können. Karls Finger landeten nicht immer auf die Stelle auf die er tippen wollte. Das führte schon zu Beginn zu Frustration. Aber für uns kein Problem: Wir besorgen einen Eingabestift und es klappte sofort viel besser und leichter. Und das Interesse weiterzumachen war sofort wieder da!
Karl hielt sein Versprechen und ist ein wissbegieriger und fleißiger Schüler. Mittlerweile erkundet er das Internet selbstständig und ist immer wieder überrascht was er alles entdeckt. Aktuell liebt er es in Podcasts zu stöbern.
Die digitale Teilhabe kann das Leben im Alter bereichern
Karl und ich sind uns einig: Digitale Geräte können den Alltag im Alter auf vielfältige Weise bereichern. Ob bei der Videotelefonie mit der Familie oder beim Online-Shopping – wie neulich, als wir gemeinsam einen neuen Aktenschrank bestellt haben – moderne Technik erleichtert vieles. Darüber hinaus regt sie auch die geistige Aktivität an, etwa durch das Entdecken neuer Informationen, das virtuelle Reisen zu bekannten und unbekannten Orten und vieles mehr.
Individuelle Unterstützung: So gelingt der Einstieg
Der Schlüssel liegt in der persönlichen Begleitung. Eine individuelle Betreuung, bei der Senioren Schritt für Schritt und ohne Druck an digitale Geräte herangeführt werden, sorgt für nachhaltigen Erfolg.
Viele ältere Menschen erleben durch diese neue Kompetenz und den sicheren Umgang mit digitalen Geräten ein neues Gefühl von Selbstständigkeit und Stolz – und auch die Angehörigen profitieren, wenn die digitale Kommunikation genutzt werden kann. So ist es auch bei Karl: Er freut sich, wenn er Urlaubsfotos von seiner Familie erhält und stolz mit einer eigenen Nachricht darauf antworten kann. Sogar den neuen Aktenschrank hat er fotografiert und das Bild gleich verschickt – ein kleiner, aber bedeutsamer Schritt in Richtung digitaler Teilhabe.
Karl und ich haben auch weiter unsere regelmäßigen Lernstunden. Als nächstes möchte er YouTube kennenlernen. Es ist einfach großartig zu sehen, dass Neugier und der Wunsch Neues zu Lernern nie aufhören muss.
Comments